
Gott, der durch die Macht, die in uns wirkt, unendlich viel mehr tun kann, als wir erbitten oder uns ausdenken können, er werde verherrlicht durch die Kirche und durch Christus Jesus in allen Generationen, für ewige Zeiten. Amen
Epheserbrief 3,20-21
Der Auszug aus dem Epheserbrief kann – vielleicht überraschend – zwei bedeutsame Einsichten schenken, die aus meiner Sicht einerseits aktuell und andererseits in einem inneren Zusammenhang mit dem Ruhegebet zu sehen sind. Das Ruhegebet führt nämlich den hingebungsvollen Beter ganz wesentlich im Schweigen nach innen zu der „Macht, die in uns wirkt“. Die Stille kann insofern als der „Weg“ zu dem „Ort“ angesprochen werden, wo der lebendige Gott in uns „wohnt“ und an uns sein Werk vollbringt. Dort will der Beter nichts haben, dort will er sich Gott hinhalten und verschenken. Folglich bleibt er dort nicht selbstbezogen stehen, vielmehr begegnet er hier der dreifaltigen Liebe von Vater, Sohn und Heiligem Geist, an deren Leben ihm Anteil geschenkt wird. Die hier fundamental erfahrene Verwandlung und Erneuerung am Grund unserer Seele und Persönlichkeit ist also nicht eigener Aktivität zu verdanken, sondern allein der Führung des Heiligen Geistes, der uns auf diesem Wege dem Bilde seines Sohnes gleichförmig macht und von daher unserer wahren Identität annähert. Auf diesem Wege werden wir zugleich in Christus mit allen Gliedern der Kirche und allen Menschen guten Willens verbunden, um auf der Basis dieser Wahrheit personaler Begegnung erfüllt in die Welt hinausgeführt zu werden. Dieser Dynamik folgend, bringen wir dann in Freude uns selbst in Freiheit gerne dem Schöpfer aller Wirklichkeit als Gabe dar. Darin folgen wir unserer Bestimmung als Menschen, antworten mit unserem Leben seinem Ruf und verherrlichen wir IHN.
Diese einführenden Überlegungen wollen verdeutlichen, dass das Ruhegebet, welches dem Grundgedanken aus dem Epheserbrief entspricht und dessen Aussagen und Einsichten als Gebet in ganz eigener Weise konzentriert, von hochaktueller Bedeutsamkeit ist. Viele Menschen aller Couleur suchen Entspannung und geistliche Erfahrung, die ihr Leben gründet, innerlich ausrichtet und erfüllt. Die hundertfachen Reaktionen von Menschen, die das Ruhegebet in der Entfaltung nach Pfarrer Dr. Peter Dyckhoff praktizieren, zeigen, dass es diesem Gebet in einzigartiger Weise gelingt, aus seinem urchristlichen Geist den Alltag erfüllt zu gestalten. Peter Dyckhoff, der dieses von den Wüstenvätern und -müttern eng an Jesu Gebetsverhalten orientierte Gebet für unsere Zeit ohne Substanzverlust adaptiert hat, praktiziert es selbst seit über vierzig Jahren. Nicht nur das, als tief- und feinsinniger Lehrer und Menschenkenner, hat er das Ruhegebet Hunderten von Schülern und zahlreichen Lehrenden des Ruhegebetes, die er selbst ausgebildet hat, vermittelt. Er steht in einem intensiven Kontakt zu seinen Schülern, die er auf ihrem Lebens- und Gebetsweg als großer Menschenfreund, der er ist, geistlich begleitet. Mittlerweile ist nun der Lehrer Dyckhoff fünfundsiebzig Jahre alt geworden, und es stand die Frage zur Klärung an, wie es mit der Vermittlung und Verbreitung des Ruhegebetes und ebenso der Verbreitung seiner diversen anderen Werke in Auseinandersetzung mit spirituellen christlichen Größen der Geschichte weitergehen kann, wenn seine Kräfte als „Motor“ vor allem der Verbreitung des Ruhegebetes langsam nachlassen sollten. Allein eines seiner Bücher über das Ruhegebet hatte in relativ kurzer Zeit eine Auflage von mehr als 20.000 Exemplaren erreicht, was ein außergewöhnliches Interesse an dieser wunderbaren Form des Gebetes dokumentiert. So ist es nur eine logische Folge und aus der Sicht seines Schülerkreises ein Muss, dass er sein Gesamtwerk mit dem Schwerpunkt Ruhegebet im Rahmen einer „Stiftung Ruhegebet“ geordnet und für die Zukunft weiter zugänglich erhalten hat.
Es lohnt ein kurzer Blick auf diese gemeinnützige Stiftung und ihre zentralen Anliegen vor allem auch für die, die Interesse an diesem Gebet haben und sich damit jederzeit an die Stiftung wenden können. Allgemein dient die Stiftung der „Verbreitung und Förderung des Ruhegebetes nach dem christlichen Mönchsvater Johannes Cassian (360–435)“. Weiter geht es darum, das vielfältige „Gedankengut des katholischen Pfarrers Dr. Peter Dyckhoff“ zu verbreiten. Gefördert werden „die Durchführung von Kursen zur Einübung in das Ruhegebet und Vertiefungskurse, die Ausbildung und Weiterbildung von Lehrenden für das Ruhegebet, geistliche Hilfestellungen für Menschen, die Stress abbauen wollen, individuelle Betreuung von Menschen, die mit der Anwendung des Ruhegebetes Schwierigkeiten haben, Weitergabe und Verbreitung geistlicher Literatur, „die mit dem Christentum vereinbar ist“. Betont sei noch: „Die Stiftung ist selbstlos tätig“. Sollten Sie also Fragen an die Stiftung haben und sich insbesondere für das Ruhegebet interessieren, wenden Sie sich bitte an die Stiftung. Gern wird ihnen unkompliziert weitergeholfen.
Persönlich, dies sei noch angefügt, habe ich längere Zeit eine Gebetsform gesucht, die neben meinen beruflichen und privaten Aufgaben nicht noch zusätzlich primär Aktivität fordert oder in ein Leisten-Müssen versetzt. Es verlangte mich auch nicht nach aktuellen Formen von Meditation und Entspannung. Ich suchte eine ganz ursprüngliche, christliche Gebetsform, die zugleich biblisch und einfach ist und die auf leichte Weise IHN unkompliziert im Mittelpunkt sein und wirken lässt. Genau ein solches Gebet habe ich im Ruhegebet nach Johannes Cassian gefunden. Kennen gelernt habe ich dieses Gebet durch den Mentor des Ruhegebetes in Wort und Praxis im deutschsprachigen Raum, Peter Dyckhoff, aus Senden im Münsterland. Ich lernte ihn noch während meiner Tätigkeit als Redakteur beim Domradio näher kennen, um mit ihm verschiedentlich per Interview eines seiner spirituellen Werke vorzustellen. Die Intention des geistlichen Autors Peter Dyckhoff ist es, spirituelle Schlüsselwerke (Dionysius, Dominikus, Teresa von Ávila, Thomas von Kempen etc.) ohne Substanzverlust in die Sprache und das geistige Leben der Gegenwart zu vermitteln, zugänglich und praktizierbar zu gestalten. Seit einiger Zeit übe und lehre ich nun dieses Gebet. Es schenkt mir und vielen anderen unter anderem Gelassenheit, innere Ruhe und allgemein Stärkung. Insofern ist es für mich immer mehr ein wichtiger Impuls, „ein Weg zum Leben“ geworden, wie Johannes Cassian selbst es verstanden hat. Mit vielen anderen bin ich dankbar für das Ruhegebet, denn diese Gebetsform prägt uns sein Antlitz ein, wodurch jede Begegnung von Mensch zu Mensch eine solche von Angesicht zu Angesicht sein kann.
Diakon Patrick Oetterer